Meine Norwegentour in diesem Jahr führte mich und meine Mitreisenden auf die Insel Selvær in die Anlage Træna Arctic Fishing. Selvær gehört zur Kommune Træna und ist eine von ca. 1000 kleinen Inseln, auf der noch ca. 40 Personen leben. Die anderen noch bewohnten Inseln sind Husøy, Sanna, Sørsandøy und Nordsandøy, wobei Husøy die Hauptinsel ist. Eine Besonderheit von Husøy ist, dass dort direkt der Polarkreis durchläuft. Die doch erschwerte Anreise mit dem Auto, nahmen wir gerne in kauf, als wir uns vor der Buchung die Seekarte in diesem Gebiet angesehen hatten. Kurze Anfahrtswege zu den Top-Stellen sollten uns dafür entschädigen.

Die Crew

Marian      Ingrid      Bernd      Michael      Björn      Stephan



15.05.2019 - Die Anreise

Heute ging es endlich los nach Norwegen. Da unsere Crew in der gesamten Republik verteilt wohnt, trafen wir uns alle bei Stephan in Rumohr, einem kleinen Ort in der Nähe von Kiel. Die weiteste Anreise hatten Ingrid und Bernd aus Sonthofen, gefolgt von Marian aus Solingen und dann Björn und mir aus Bremen. In der Planungsphase für die Tour nach Selvær beschlossen wir, lediglich mit einem Wagen die 2563 Kilometer, mit einer Zwischenübernachtung in Storuman (Schweden) zu wuppen. Dazu mieteten wir uns einen Opel VIVARO mit langem Radstand. Vorweg.... das ganze Angelgedönse sowie wir sechs Personen fanden ausreichen Platz. Etwas kuschelig wurde es nur auf den vorderen Sitzen.

Alles passte in den Wagen, vom Volumen kein Problem. Nur das Zuladungsgewicht wurde etwas überschritten

Viele Wege führen nach Selvær und wir prüften im Vorfeld auch jede einzelne Strecke. Letztendlich beschlossen wir eine Anreise über Schweden und dann überwiegend über Land zu fahren. Für uns war es die beste, schnellste und bequemste Strecke gewesen. So machten wir uns dann gegen 17:00 Uhr auf Richtung Puttgarden zur Fähre gen Norden. Unser weiterer Streckenverlauf, für das erste Etappenziel "Storuman" war folgender.

1. Fähre Puttgarden / Rødby
2. Weiter Richtung Kopenhagen und dann über die Öresundbrücke nach Malmö
3. Ab Malmö auf die E6 nach Helsingborg
4. Ab Helsingborg auf die E4 über Jönköping, Linköping nach Stockholm
5. Ab Stockholm weiter auf der E4 bleiben Richtung Sundsvall/Umea
6. Hinter Härnösand die E4 verlassen und auf die 90 wechseln Richtung Solleftea/Storuman

Unser Streckenverlauf

Auf der Fähre von Puttgarden nach Rødy

Weiter über die Öresundbrücke nach Schweden

Erste ausgiebige Pause in Schweden

Marian hatte erstklassige Marschverpflegung kredenzt

In Schweden lässt es sich gut fahren.

Unsere Wegbegleiter in Schweden

Nach ca. 24 Stunden Fahrt, erreichten wir am 16.05.2019 gegen 17:00 Uhr Storuman in Schweden. Dort hatten wir im Hotel Hotell Toppen. 3 Zimmer reseviert. Für eine Zwischenstation kann man das Hotel nur empfehlen. Einfach aber sauber und absolut okay, was Preis- Leisung betrifft. Ein typisches Hotel für Monteure oder Durchreisende. Neben dem vorhandenen a la carte Restaurant, wurde am Abend vom Hotel auch ein Buffet angeboten und das für sage und schreibe 70 SEK, ein Schnäppchen schlechthin. Nach dem Essen gingen wir auch alle früh schlafen. Die Fahrt hinterließ doch schon ihre Spuren. Am nächsten Morgen genossen wir das reichhaltige Frühstücksbuffet und machten uns dann ausgeschlafen auf die letzte Etappe von 400 Kilometer zum Fähranleger in Stokkvågen. Diese Strecke führte uns entlang des s.g "Blå Vägen". Eine der schönsten internationalen Touristenstrassen Nordeuropas. Von Tourismus sahen wir nicht viel, dafür einzigartige und atemberaubende Natur. An der Grenze zwischen Schweden und Norwegen war vom Zoll weit und breit niemand zu sehen gewesen.

Ankunft in Storuman, im Hotel Toppen

Zeichen, dass der Winter in Schweden erst kurz vorbei war

Das Abendbuffet für 70 SEK ließen wir uns so richtig schmecken....lecker

Herrliche Kulissen auf dem "Blå Vägen"

Wir erreichten den Fähranleger in Stokkvågen, wo uns die Autofähre um 17:45 Uhr über Husøy nach Selvær bringen sollte. Da in Norwegen heute der Nationalfeiertag war und es an diesem Tag lediglich nur eine Fährüberfahrt gab, waren wir bewusst viel zu früh an der Fähre. Nicht auszudenken, wenn wir die Fähre verpasst hätten oder kein Platz mehr frei gewesen wäre. Wir waren aber, neben einem LKW, die einzigen am Anleger gewesen.

Schon seit unserer Abfahrt in Deutschland hatten wir durchgehend strahlenden Sonnenschein und herrliches Reisewetter. Wo aber viel Licht ist, da ist auch immer Schatten, was wir etwas später auch noch zu spüren bekommen sollten. Die Zeit bis zur Abfahrt zog sich gewaltig. Mag auch sein, dass es uns wegen den ganzen Stunden im Auto auch nur so vorkam. Wir wollten endlich ankommen... Am Fähranleger in Stokkvågen gibt es kostenloses WLAN und einen beheizten Aufenthaltsraum, den Marian auch für ein kleines Schläfchen nutze. Pünktlich legte dann die Fähre Husøy an und wir legten um 17:45 Uhr zu unserem letzten Teilstück über Husøy Richtung Selvær ab.

Die Fähre Husøy, am Fähranleger in Stokkvågen

In der Ferne die Silouhette von Træna.

Bei immer noch Kaiserwetter, fuhren wir Richtung Husøy, unseren ersten Zwischenstopp, um dann weiter mit der selben Fähre nach Selvær zu fahren, dachten wir. Es sollte etwas anders kommen als gedacht. Je näher wir uns Husøy näherten, wurden die Wolken um die Berge von Træna immer mehr. Husøy empfing uns dann schließlich im dichten Nebel und das Drama nahm hier seinen Lauf....

Die anderen Passagiere und Autos verließen die Fähre, nur wir nicht, weil wir wollten ja noch weiter nach Selvær. Wer aber will denn schon nach Selvær, bei dichtem Nebel und dann noch am Nationalfeiertag? So saßen wir dann in unserem Wagen, als noch einzige Passagiere und warteten auf die Weiterfahrt aber es passierte nichts. Nach einer Weile kam dann ein junger Bediensteter von der Fähre zu uns ans Fahrzeug und murmelte etwas in Englisch, was ich zu erst gar nicht registrierte. Ich verstand nur Nebel, Stop und no chance. Es zeichnete sich jedoch ab, dass die Fähre nicht weiter nach Selvær fahren wird und wir die Fähre verlassen müssten. Der Fähranleger in Selvær muss wegen seiner geringen Größe auf Sicht angefahren werden und das ginge bei diesem Nebel nicht. Na Klasse ......

Wir erklärten ihm unsere Situation. Es sei Freitag und die nächste Fähre würde am Sonntag gegen Mittag fahren. Wie soll das gehen ohne Übernachtungsmöglichkeit und mit Lebensmitteln, die so langsam in die Kühlung mussten. Wir dachten schon alle, dass wir nun auf Husøy festsitzen würden. Dann schaltete sich aber ein junger Norweger in unsere Diskussion ein, der auch als Passagier auf der Fähre war und unsere Situation mitbekommen hatte. Er und der Fährmann diskutierten eifrig auf Norwegisch miteinander und am Ende des Gesprächs sahen wir nur bei Beiden ein Kopfnicken. Der junge Norweger kam dann zu uns und unterbreitete uns eine Möglichkeit noch nach Selvær zu kommen. Es würde noch am späten Abend eine reine Personenfähre nach Selvær gehen, die auch fahren wird. Wir müssten nur den Wagen auf Husøy stehen lassen. Nun gut dachten wir uns, aber unser ganzes Gepäck sei im Wagen. Auch da hatte er einen Deal ausgehandelt. Wir entladen unser Gepäck und nehmen es mit auf die Personenfähre. Unseren Wagen stellen wir auf Husøy ab, lassen den Fahrzeugschlüssel bei dem Fährpersonal und die würden uns unseren Wagen mit der nächsten Fähre am Sonntag bringen.... Nach kurzer Abstimmung in unserer Truppe stimmten wir dem Deal zu. Also Gepäck ausladen - und es war viel Gepäck - und auf die Personenfähre warten. Spoiler alarm: Unser Wagen wurde tatsächlich am Sonntag gebracht.

Etwas Gepäck kam bei uns schon zusammen

Das wäre unsere Alternative zum Nächtigen gewesen, das Wartehäuschen an der Fähre

Warten auf die Personenfähre... und ein lecker Frustpilsken

Marian und Ingrid überquerten zum ersten Mal den Polarkreis

Die Karawane zieht weiter, nur der Sultan (Pkw) bleibt hier... Nach diesem Motto begaben wir uns dann gegen 22:00 Uhr auf die Personenfähre. Die Besatzung der Fähre schmunzelte nicht schlecht, als sie uns mit dem ganzen Gepäck am Pier stehen sah. Alle haben aber selbstverständlich mit angepackt. Die Jungens sind aber bestimmt ganz andere Dinge gewöhnt. Speziell, wenn hier jedes Jahr im Juli auf den Inseln immer das "Træna Festival" stattfindet. Übrigens ist das Træna Festival das nördlichste Musikfestival der Welt.

Auf Selvær angekommen, wartete schon die Anlagenbetreuerin Merethe mit zwei Wagen auf uns, um unser ganzes Gepäck zur Anlage zur befördern. Auch nicht üblich, wenn man bedenkt, dass Nationalfeiertag war und die Norweger alle am Feiern waren. In der Anlage bezogen wir auch nur noch unsere Quartiere, räumten die Lebensmittel ein und gingen dann schlafen. Die Anlage selbst, alles Tippi Toppi. Einziger Vermutstropfen ist der Filetierraum, der könnte etwas größer sein und anstatt der Holzablagen lieber mit Wachsablagen versehen werden. Ist halt higenischer beim Filetieren. Fisch gibt es überall und man kann auch bei stärkerem Wind in den Schären gut angeln. 500 Meter von der Hafenausfahrt haben wir etliche Heilbutts der 9 Kg Klasse gefangen. Die anderen Fische, innerhalb der Schären, waren leider sehr verwurmt gewesen. Also außerhalb der Schären fischen, sofern die Wetterlage es zulässt.

Die Anlage mit zwei identischen Wohnungen. Unten waren wir.

Super Kværnø Boote 22ft/140 PS und 24ft/150 PS direkt vor der Tür.

Die nächsten 10 Tage sollten jetzt also ganz im Zeichen des Fischens stehen und Fische zu fangen. Das haben wir auch alle ausreichend gemacht und haben auch alle sehr gut gefangen. Der eine fischte ausgiebiger als der Andere, der Andere ließ auch mal Fünf gerade sein. Aber so, wie jeder es am liebsten mag. Es ist Urlaub und da sollte auch jeder für sich SEINE ganz persönliche Erholung finden. Marian und Björn konnten Ihre ersten Heilbutts auf die Planken legen. Ich selbst konnte einen persönlichen Rekord eines Pollacks vereichnen, mit 21 Pfund und einer Länge von 112cm. Stephan konnte sich als Bootsführer mal wieder auszeichnen und hat seine Leute an den Fisch gebracht. Ingrid und Bernd haben auch Ihre Fische gefangen, speziell die Großköhler brachten Bernd großen Spaß.

Für MICH aber ist das Angeln nicht mehr soooo extreme wichtig. Ich muss nicht bei jeder Gelegenheit raus auf's Meer, als würde es Morgen keinen Fisch mehr im Meer geben. Ich bekomme keinen Puls, wenn es draußen pustet wie wild. Ich fahre seit 1996 jedes Jahr nach Norwegen, teilweise auch öfters. Ich bin mittlerweile so etwas von entspannt in Norwegen. Für mich zählen ganz andere Dinge, die ich so an einem Urlaub in Norwegen liebe. Das geht schon in der Vorbereitung einer Tour los. Die Seekarten eines neuen Gebietes studieren. Die Anfahrt planen und die Buchung der Anlage, Fähren, Flüge, Hotels für eine Zwischenübernachtung etc. zu übernehmen.

Den Plan für das gemeinsame Essen aufstellen. Mit Leuten, die man gerne um sich hat und zu Freunden geworden sind, Abends auf der Terasse zu sitzen, bei einem Bier oder gutem Schluck. Gemeinsam zu kochen oder zu grillen. Den Fisch gemeinsam zu versorgen. Die ganze Nacht quatschen, wenn es sich ergibt oder einen zu trinken, wenn es sich ergibt. Auf dem Meer den Naturelementen zu trotzen. Die Stille und Natur zu genießen, oder auch die die Rauheit Norwegens. Das gewisse kleine Abenteuer, wenn irgendwo in der Pampa Norwegens mal wieder eine Straße gesperrt ist und eine Umleitung gefahren werden muss, scheinbar ins Nirgendwo hin. Wenn der Adrenalinspiegel steigt, wenn auf dem Meer das Wetter sich plötzlich ändert und man noch zurück in den Hafen muss. All das sind nur ein paar Beispiele, weshalb ich immer wieder so gerne nach Norwegen fahre.

Folgend ein paar Auszüge von Fotos, die unsere Tour festgehalten haben.

Eine Crew die sich freut, gemeinsam nach Norwegen zu fahren

Eine Freundschaft, durch die Fischerei entstanden. Marian und ich

Mein PB Pollack von 21 Pfund und einer Länge von 112 cm

Einen Kaffee und einen Drink, bei entspannter Atmosphäre

Björn freute sich wie Otze, über seinen ersten Heilbutt

Auch Marian konnte es kaum glauben, er fing seinen ersten Heilbutt

Was gibt es schöneres, bei solch einem Wetter zu angeln?

Stephan mit einen Dorsch mit toller Färbung

So idyllisch kann angeln sein.

Köhler dieser Gewichtsklasse machten Bernd Spaß

Kulinarisch ließen wir es uns gut gehen.

Ich denke, uns allen hat der Urlaub gut gefallen

Mein Fazit über meine Reise nach Selvær in die Anlage Træna Arctic Fishing. Sicherlich hat sich die Reise gelohnt. Die Anlage wird ausgezeichnet geführt und das Angelgebiet ist erste Sahne. Allerdings bei zu viel Wind ist man gezwungen in den Schären zu fischen und da sind die Fische verwurmt. Wir hatten wettertechnisch das Glückslos gezogen aber ihr seid mitten im Nordatlantik, lediglich auf einen kleinen Schiss Land. Für einen erneuten Besuch dort sehe ich aber ab, weil die Anreise doch sehr anstrengend ist und das Risiko des "nicht Ankommes", bedingt durch das Wetter doch sehr groß ist. Ich bin aber froh, wieder ein von mir bevorzugtes Ziel von meiner Liste gestrichen zu haben.

Michael Becker