Grytøyra 2004

30.05.2004 - 12.06.2004

In diesem Jahr wollten wir unserer alljährigen Norwegentour mal einen Hauch von Luxus verschaffen und es uns noch mehr als so richtig gut gehen lassen. Angefangen damit, dass wir uns auf der Fjordline-Fähre eine De Luxe Außenkabine buchten. Für nur 10 € mehr als eine normale Kabine ist das sehr zu empfehlen.

Da unser Koch Björn dieses Jahr nicht dabei war, wollten wir auch nicht große Zeit mit Kochen verbringen und nahmen viele leckere Sachen zum Grillen mit. Ein komfortableres Boot sollte uns Vorort auch zur Verfügung stehen und eine richtige Großfischtour hatten wir auch bereits bebucht.

Die Crew

Hartmut      Björn    Michael  Christian

Die Anreise zu unserem Zielort Grytøyra verlief wie jedes Jahr reibungslos. Mit dem Auto von Bremen - Hanstolm - mit der Fähre "Fjord-Norway" über Egersund - Haugesund nach Bergen - dann noch 4 Stunden nördlicher Richtung bis Grytøyra. Begleitet wurden wir in diesem Jahr für die ganze Zeit von strahlendem Sonnenschein und einem Wind, der ein vielversprechendes Angeln versprach.

Im Vergleich zu den Jahren zuvor, viel die Angelausbeute in den ersten Tagen, bei den doch idealen Bedingungen eher bescheidend aus. Wir fingen sehr viel kleine Fische, die uns nicht sonderlich vom Hocker rissen. Auch bei den Anglern aus den Nachbarhütten war es nicht anders und auch das ganze Jahr über ist die Ausbeute eher schlecht gewesen. Alf unser netter und hilfsbereiter Vermieter konnte sich auch nicht erklären, warum die Fische in diesem Jahr nicht so gefangen wurden wie sonst. Er meinte nur, dass sich sehr viele Tümmler in diesem Jahr in Küstennähe aufhielten und die Fische vor ihnen flüchten.

Er hatte Recht. Es verging nicht ein Tag, wo wir keine Tümmler sahen. Speziell wenn der Wind um die Mittagszeit etwas auffrischte, spielten sie zahlreich mit den Wellen und schwammen mehrmals unter unser Boot hindurch. Mit den Tagen wurde es dann doch besser mit dem Fang und wir konnten wie immer überwiegend Leng und Lumben landen, die wir in einer Tiefe zwischen 70 und 130 Meter fingen.

Nach und nach füllten sich unsere Fischkisten, jedoch blieb der Dorsch wie jedes Jahr ein seltener Gast an unserer Angel, was wir uns auch nicht erklären konnten. Das war auch ein Grund mit, warum wir uns ein Boot charterten. Wir wollten Dorsche fangen und nicht die Größe, die wir in Küstennähe fingen. Als unser Vermieter von unserem Vorhaben hörte, war er gleich mit von der Partie und wollte uns begleiten.

Hartmut mit Lumben von 7 und 10 Pfund

Hartmut mit Lumben von 7 und 10 Pfund

Der Tag der Giganten mit Tor Helle

An diesem Tag haben wir einen Angeltörn auf dem Boot von "Tor Helle" gebucht. Sicherlich mit 26 € pro Stunde Bootscharter nicht ganz billig aber wir leisteten uns einfach mal den Luxus auf Großfischjagd zu gehen. Wir wollten einmal den Fischen nachstellen ,ohne wie die Hühner auf der Stange an der Reeling zu stehen. Aversiert wurden uns die Fische, die man normaler Weise nur in Nord-Norwegen von der Größe und in der Masse fangen kann und es sollte auch so kommen. Dieser Tag wird uns Teilnehmern lange nicht mehr aus dem Gedächtnis verschwinden und wir werden uns alle sehr gerne dran zurück erinnern. Tor Helle, selbst ein begnadeter Angler, ist ein sehr gut deutsch sprechender Norweger. Nach seiner Pensionierung baute er sich ein paar Ferienhütten, legte sich ein sehr gutes großes Boot zu und bringt nun Touristen an den Fisch. Um 7:oo Uhr in der Früh holte er uns von dem kleinen Bootsanleger in Grytøyra ab. Der Wind war noch gerade an der Grenze, so dass Tor uns an die Stellen auf dem Meer bringen konnte, wo Großdorsch und Co. schon warteten. Es war gute Stimmung an Bord und man sah es Tor an, wie stolz er auf sein Boot war, was auch mit allen technischen Raffinessen ausgestattet ist. Nach ca. 1 ½ Stunden teilweise doch schaukeliger Fahrt stoppten wir das erst Mal. Sofort nachdem die Pilker in die Tiefe schossen, hatte ich schon den ersten Fisch. Es war ein Wittling. Von der Größe (5 Pfund) her unterschied er sich schon von denen, die wir sonst in Küstenähe fingen. Wir pilkten was das Zeug hielt und Alf holte ganz ungestört, wie in norwegischer Art eben, aus einer Plastiktüte seine Angel raus, seine Handangel ....... Alf und Tor amüsierten sich prächtig, wie wir mit unseren gebogenen Ruten unsere Fische drillten.

Tor Helle zum Gaffen bereit

Beim ersten Angelstopp landeten wir jedoch keinen Dorsch und Alf meinte mit einem grinsenden Unterton zu Tor "wir wollen Dorsch fangen, bringe uns zum Dorsch Tor". Also Schnur eingezogen und ab ging es zu einer anderen Stelle. Nach ca. 10 Minuten Fahrt erschien auf dem Fischfinder ein Köhlerschwarm, den ich so noch niemals gesehen hatte. Er füllte 50 % der Anzeige aus und das bei einer Wassertiefe von 80 Metern. Es war schon schwierig, mit den Pilkern unter dem Schwarm zu kommen, ohne Köhler zu fangen. Als wir es aber dann schafften, warteten da unten die Großdorsche. Nachdem Christian dann seinen ersten 14 Pfund Dorsch hochpumpte, musste er erst einmal eine kurze Pause einlegen, weil seine Unterarme schmerzten. Die Dorsche kämpften gewaltig und ließen sich nicht so wie ein nasser Sack nach oben befördern, wie auf der Ostsee. Ausserdem waren an den Beifängern meistens immer noch 1 - 2 Köhler dran, die auch jeweils ihre 5 Pfund hatten. Es war schon Schwerstarbeit gewesen und bestimmt nichts für untrainierte Menschen, die ihre Arbeit mit Kugelschreiber schwingen verbringen. So ging es dann auch ununterbrochen weiter. Wir fingen einen Dorsch nach dem anderen und es war keiner dabei, der unter 10 Pfund schwer war. Es war schon sehr beeindruckend, wie Alf mit seiner Handangel ebenfalls einen Dorsch nach dem anderen herauszog und das anscheinend mühelos. Da stellte sich doch für mich die Frage, warum ich mehrere Hundert Euro für Angelgeschirr ausgegeben habe und mir beim Drillen die Schweizperlen auf der Stirn standen...*lach. Es war einfach ein Highlight solche Fische zu fangen.

Da lacht das Anglerherz...Dorsch von 32 Pfund

Der größte Dorsch brachte es auf 32 Pfund und wie bereits erwähnt wog jeder von den anderen 45 gefangenen Dorschen mehr als 10 Pfund. Der Spaßfaktor bei diesem Törn kam dabei aber auch nicht zu kurz. Neben einigen getrunkenen Bierchen (Becks-Bier kontra Ringnes-Bier), lockeres "auf die Schippe nehmen", nachdem wieder ein kapitaler nicht gelandet werden konnte und einigen doch etwas seltsam aussehenden Koordinationsproblemem, aufgrund des Seegangs war die Stimmung prächtig auf dem Boot. Auch Tor war voller Eifer dabei und gaffte Fachmännisch unsere Fische. Nachdem unsere Fischkisten randvoll mit Dorsch, Pollack, Wittling, Köhler und Lumb gefüllt waren, fuhren wir zurück und erreichten um 16:00 Uhr Grytøyra. Wir hatten Mühe, die randvollen Fischkisten aus dem Boot auf die Mole zu befördern. Nach einer kurzen Erholungspause und den Trophäenfotos begann dann der 2. Teil der Arbeit, dass Filietieren und verpacken der Fische. Wir filietierten mit 3 Mann im Akkord und kamen uns schon vor wie in einer Fischfabrik. Gegen 0:30 Uhr waren dann endlich alle Fische versorgt und verpackt gewesen. Todmüde fielen wir nach einem kurzen Schlaftrunk in unsere Betten........ Was für ein unvergesslicher Tag, der auch jeden einzelnen Cent Wert war.

Das Ergebnis dieses unvergesslichen Tages

In den nächsten Tagen ließen wir es auch ruhig angehen, zumal auch die 25 Kg Quote in greifbarer Nähe kam. Irgendwie war der Kick nach diesem Tag weg, was das Angeln bzw. die gefangenen Fische betraf. So ertappten wir uns auch dabei, dass wir uns vielmehr auf unser leibliches Wohl konzentrierten. Die Fischkisten waren fast randvoll und so fuhren wir nicht mehr so intensiv raus auf's Meer hinaus, wenn der Wind hart an der Grenze war um rauszufahren. Wir schliefen halt länger, dehnten unsere Grillzeiten doch seeeehr aus und ließen auch mal alle Acht gerade sein und einfach die Seele baumeln. Auf dem Meer fuhren wir auch mal vorgelagerte Inseln an und legten eine Pause ein und auch mal ein Mittagsschläfchen. Wir hatten auch das große Glück, in einer Zeit in Norwegen zu sein, wo wir vom Wetter doch sehr verwöhnt wurden, was ja in diesem Jahr in Norwegen nicht immer der Fall gewesen war. Wir hatten die ganzen 12 Tage strahlenden Sonnenschein und auch der Wind war uns sehr gnädig gesonnen. So erlebten wir denn auch nach den vielen Jahren wo wir Norwegen bereisen eine ganz andere Art des Angelns......seeeehr anstrengend.

So anstrengend kann Angeln sein

Mit diesem für mich beeindruckendem Bild möchte ich den diesjährigen Reisebericht beenden. Dieses Bild steht für mich einfach für den Ausdruck, wie jeder von uns diese Tage in Norwegen empfunden hat. Eigentlich auch ohne große Worte und Erklärung. Mal wieder waren es die erholsamsten Tage im Jahr und wir freuen uns schon wieder auf das nächste Jahr. Dieses Land bietet eine ganze Menge mehr, als nur den Traum vom Kapitalen Fisch und deswegen bereisen wir es auch jedes Jahr mit Freude wieder.

Kann es etwas schöneres geben ?

Michael Becker